Freitag, 25. Februar 2011

Melbourne ist...

... eine Stadt mit einer hübschen, teuern, poshen Ecke namens South Yarra, wo die Menschen in Deux-Pièce mit Joggingschuhen rumlaufen oder das Trottoir mit einem Laufsteg verwechseln.

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Im schicksten Herrenausstatter in South Yarra war kürzlich folgendes Ensemble zu sehen (bssst, vielleicht kaufe ich es Jonas zum Geburi):

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Dies als kleiner Nachtrag zur Stildiskussion hier.

... eine Stadt, in der man auch an Konzerten nicht tanzt. Das liegt zum einen daran, dass Konzertlokale mit Spannteppich ausgelegt sind. Diese Spannteppiche werden im Verlaufe der Zeit etwas speckig. Man denke an etwas volle Biergläser, etwas angetrunkene Konzertbesucher, den einen oder anderen Kaugummi. Irgendeinmal im Verlaufe ihrer erstaunlichen Lebensdauer kippen die Teppiche vom Speckigen ins Kleberige. Hier kommen wir auf den Plan. Wir besuchen ein Konzert. Wir versuchen zu tanzen. Wir kleben fest.
Zum anderen hängt es auch damit zusammen, dass Aussies die Konzerte auf ihren Handys filmen. Und da kann man natürlich nicht tanzen, sonst verwackelt alles. Was sie mit den Filmen machen, entzieht sich bisher meiner Kenntnis.

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... die Stadt, in der sich Süsskartoffeln manchmal als etwas andersfarbig entpuppen und der Kuchen deshalb seltsam missfarbig wird.

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... die Stadt mit den malerischen Hinterhöfen und Brachflächen.

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... die Stadt, in der man zwei Wochenenden nach Schuhen Ausschau halten kann, weil man seine allergeliebtesten Pumps schweren Herzens doch in den Abfall schmeissen musste, nachdem man sie noch ungefähr zwanzig Mal angezogen hat und es noch einmal versucht hat. Nur um sie nach zehn Metern auszuziehen und barfuss weiterzugehen, weil sie nun einfach wirklich zu kaputt sind.

Man möchte sie also ersetzen und sucht nach etwas Ähnlichem: Eleganten braunen Lederschuhen, die auch noch bequem sind.

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Und kommt nach dem zweiten Wochenende verzweifelt und entnervt mit folgenden Schuhen zurück:

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... die Stadt, in der man unbesorgt mit seinem Portemonnaie in der Hand rumlaufen kann. Zum einen, weil es eine recht sichere Stadt ist, zum anderen weil das hier alle tun. Man muss das Portemonnaie mit der ÖV-Karte so oft gegen einen Automaten pressen, um Zug, Tram, Bus fahren und diese auch wieder verlassen zu können, dass es sich gar nicht lohnen würde, es in der Zwischenzeit zu verstauen.

... die Stadt mit unserem neuen Lieblingsitaliener:

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Ok, just kidding.

... die Stadt, in der ich plötzlich nicht mehr Spaghetti kochen kann und mit Jonas abmache, dass von jetzt an nur noch er vor dem Herd steht (oder wir zum Lieblingsitaliener gehen).

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... die Stadt, in der wir plötzlich solche Dinge tun:

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Ich habe mich immer noch nicht ganz erholt davon. Nicht, dass ich noch Muskelkater hätte. Ich spreche vom psychischen Schock, der entsteht, wenn man sich freiwillig in einen dunklen Raum mit fluoreszierenden Planeten einsperren und eine Stunde lang anschreien lässt.

... die Stadt mit dem schönen Ausblick vom Royal Botanic Garden.

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... die Stadt, die offenbar eine deutsch-schweizerisch-österreichische Einkaufsstrasse hat, ganz in der Nähe von unserem Zuhause.
I'm off to find Bratwürste für unser Freitagznacht.

4 Kommentare:

  1. hihihi - herrlicher post!

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  2. Kannst du mir Schuhe schicken? ; )

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  3. "Man muss das Portemonnaie mit der ÖV-Karte so oft gegen einen Automaten pressen..." --> Aber vorsicht, wenn das Münzfach nicht ganz fest verschlossen ist kann man nachher sein ganzes Kleingeld auf dem Boden zusammensammeln gehen. Ich hab's ausprobiert. Mit fantastischem Effekt, weil ich das Farben-, Formen- und Grössensystem hier noch nicht ganz verinnerlicht habe und somit viiiiel Kleingeld zum verstreuen habe.

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  4. Anfängerfehler. Been there, done that ; )
    Wahrscheinlich ist es ja in der Pendlerzeit passiert, und es hat sich im Nullkommanix eine riesige Schlange hinter dir gebildet...

    Zum Glück lernt man da schnell.

    Viel Glück im Grosstadtjungel, und immer die Füsse abtrocknen, bevor du auf den Teppich im Badezimmer stehst! ; )

    E liebe Gruess uf London, Helen

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