Dienstag, 8. Februar 2011

Mein Schulzimmer

Ich war gestern am ersten Elternabend der kleinen Schule, AlleMunchkins, an der ich ab morgen Mittwoch unterrichten werde. Sie befindet sich am Ende der Welt.

Zumindest so am Ende der Welt, wie man sein kann, wenn man hier in South Yarra auf den Zug geht und 40 Minuten später aussteigt.

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Und so am Ende der Welt, wie man sich fühlt, wenn man an dieser Schule unterrichtet: Sie ist eingemietet in Kirchenräumlichkeiten einer kleinen Kirchgemeinde. Neben meinem winzigen Schulzimmer ist der Kirchenbasar untergebracht, aus dem ich mich mit Tischen und Stühlen für die Einrichtung bedienen durfte.

Dachte ich jedenfalls.

Offenbar habe ich aber die falschen Tische und Stühle genommen. Der Raum ist aber so klein, dass auch so nur 11 meiner 12 Schüler reinpassen. Was, wenn mal alle kommen?

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Ich habe mich gestern verabschiedet, als noch alle Eltern im Schulzimmer standen und beratschlagten. Eigentlich können da fast gar nicht alle Eltern stehen, aber sie haben es gemacht.

Ein weiteres, eher amüsantes Problem ist, dass der Raum nicht nur als Schulraum benutzt wird. Der Raum gehört eigentlich den Anonymen Alkoholikern und deren Familien, die sich hier zweimal die Woche treffen (das ist noch nicht das Problem).

Die Anonymen Alkoholiker haben viele grosse und kleine, in jedem Fall vergilbte Wandplakate mit Bibelsprüchen, gehäkelte Wandbehänge als Broschürenhalter, orange-braun-gelb gemusterte Vorhänge. Das haben sie alles wieder aufgehängt, nachdem Eltern der AlleMunchkins den Raum gestrichen haben (und vergeblich gehofft haben, dass die AA's die ganz alten Sachen danach vielleicht nicht mehr aufhängen würden).

Nun werde ich wohl kaum mehr sichtbar sein, wenn ich zwischen all den Wandbehängen unterrichte. Das ist eine zusätzliche Motivation, auf Frontalunterricht zu verzichten.

Ironie des Schicksals: Der Wandbehang, der direkt hinter mir hängt, wenn ich vor der Klasse stehe, ist sinngemäss mit folgendem Bibelspruch bedruckt: "Gott, lass mich erkennen, was ich ändern kann, und akzeptieren, was ich nicht ändern kann."

Ich freue mich sehr auf den Schulbeginn, auch wenn die Umstände hier etwas widrig klingen. Es passt zu Australien, und es passt zur make do-Mentalität: Versuchen, das Beste draus zu machen.
Obwohl ich mir schon etwas Sorgen mache, weil nur 11 Kinder sitzen können....

Aber mit all den Bibelsprüchen und den weiss gestrichenen Holzlattenwänden werde ich mich wie eine Pionierlehrerin vor 150 Jahren irgendwo im Outback auf einer Missionsstation fühlen. Ich denke aber, dass die damals Frontalunterricht gemacht haben.

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Gestern war es zu dunkel. Aber ich verspreche euch, dass ich Bilder machen werde von meinem tollen Schulzimmer. Es ist wirklich eine Augenweide!

6 Kommentare:

  1. guten start!
    du machst das sicher knorke.

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  2. Du machsch das scho guet und es chunnt scho guet
    Hans

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  3. Good luck Beauty!!!
    You'll rock it, for sure!
    Miss u!
    Bis gli, dicka Schmatz
    Nicki

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  4. G O O D L U C K ! ...und im Übrigen schliesse ich mich vollumfänglich Hans an :-)

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  5. C von Reichenbach11. Februar 2011 um 10:50

    Take it easy! Missionarin sein ist heute sicher einfacher als vor 150 Jahren.
    Rechnerisch gesehen musst du einfach immer ein Kind mitdozieren lassen, sei es nun frontal oder lateral. Am Lärmpegel änderts wahrscheinlich nichts. Machs gut und freu dich an den Kiddies.
    C von Reichenbach

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  6. Liebe Alle
    merci für die guten Wünsche. Der Start war einigermassen chaotisch. Es kann nur besser werden.... ; ) Ich muss mir echt noch ein paar Kniffe überlegen, wie ich das mit den Zwergen so machen muss. Ein Kind war nicht da, so konnten alle sitzen. Hurrah! Und das mit dem Mitunterrichten ist gar keine schlechte Idee, das baue ich nächstes Mal ein.
    E liebe Gruess id Schwyz!
    Helen

    P.S. Lärmpegel? Was ist das? (Ich nehm nächstes Mal übrigens auch Oropax mit, für mich, so wird das mit dem Mitunterrichten noch wichtiger...)

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