Freitag, 13. April 2012

Ubirr - oder das beste Erlebnis der Reise

An unserem letzten Abend in Darwin musste eine Frage einfach gestellt werden: Was hat wem am besten gefallen? Es ist interessant, wie meine Highlights überhaupt nicht mit denjenigen der anderen übereinstimmen müssen.

DSC_0297

In einem Punkt waren wir uns aber alle vier einig: Der Ausflug zum Ubirr im Kakadu Nationalpark hat es bei jeder und jedem von uns in die Ränge geschafft.

In der Trockenzeit kann man selber mit dem Auto zum Ubirr fahren. Nicht so so kurz nach Ende der Regenzeit: Die Strasse verschwindet im Magela Creek.

DSC_0289

Wir wurden also in ein kleines Boot verfrachtet. Die Bootsfahrt hat uns die Möglichkeit gegeben, in die Wetlands einzutauchen und sie nicht nur aus weiter Ferne zu sehen.

DSC_0284

Jetzt, so kurz nach einer niederschlagsreichen Regenzeit, befinden sich grosse Teile der Landschaft im Kakadu unter Wasser. Das ändert sich gegen Ende der Trockenzeit, wenn weite Landstriche ausgetrocknet sind und sich die Tiere an die wenigen noch wasserführenden Billabongs (Wasserlöcher) zurückziehen.

DSC_0280

Im Kakadu führen Pflanzen, Tiere und Menschen ein Leben, das an die grossen jahreszeitlichen Schwankungen der Wasserverfügbarkeit angepasst ist. Tiere werden zum Beispiel nur eine Saison alt (viele Insekten), können mit sehr wenig Wasser überleben (Frösche, Schildkröten und zu einem Teil sogar Krokodile, die sich eingraben, um vor Hitze und Austrocknung geschützt zu sein) oder wandern zu den noch vorhandenen Wasserstellen (Vögel).

DSC_0277

Die Menschen haben sich während den wasserreichen Zeiten in der Höhe aufgehalten, scheinbar vor allem in Felsunterständen. In einem der ausgezeichneten Informationszentren haben wir gelesen, dass sie zum Teil Wohnplattformen errichtet haben, um darunter ein rauchendes Feuer in Gang halten zu können, das die Moskitos vertreibt. Zuerst haben wir Sprüche gemacht, von wegen, was wohl das grössere Übel sei, bis Jonas später von so vielen Mücken gestochen wurde, dass wir die Stiche nicht mehr zählen konnten.

DSC_0275

Die Aboriginalführer auf der Tour haben uns viel erklärt und gezeigt, zum Beispiel die Uranmine mitten im Nationalpark. Die drei waren nicht glücklich über die Konzenssionsverlängerung, die diese kürzlich bekommen hat, aber da eine Mine auch Arbeitsplätze und Infrastruktur in eine abgelegene Region bringt, gibt es auch unter den Aboriginal natürlich andere Stimmen.

DSC_0292

Der Bootsführer kannte seine Umgebung gut, inklusive der versteckten Krokodile, die fast wie ein hechelnder Hund das Maul offen stehen lassen, um vom Wind etwas gekühlt zu werden.

DSC_0299

Schliesslich kamen wir beim sagenumworbenen Ubirr an. Der Ubirr ist ein Auslieger, ein Felssporn, der zurückgelassen wurde, während der Steilabbruch vom Arnhemland in den Kakadu immer weiter zurückerodiert wurde. Im Bild unten ist der Steilabbruch und damit der erste Zipfel des Arnhemlands rechts am Horizont zu sehen.

DSC_0303

Ins Arnhemland können Reisende nur mit einer Genehmigung und, soweit ich weiss, einem Touranbieter gelangen. Es ist ein geschütztes Gebiet für die lokale Bevölkerung. Beim Ubirr so nahe an der Furt über den West Alligator River zu stehen, die ins Arnhemland führt, war ein spezielles Gefühl.

Der Ausblick vom Ubirr in die Wetlands ist wunderschön. Es war etwas schade, dass unsere Guides schon bald zum Aufbruch drängten. Die Felszeichnungen wollten auch betrachtet und erklärt werden, gehören sie doch zu den bedeutendsten im Nordern Territory.

DSC_0308

Auf dem Bild oben sind böse Mimi-Geister zu sehen, die aus Dreck und Schlamm und Schmutz zusammengesetzt sind und denen Les, der eine Führer, überhaupt nicht über den Weg traut. Oft ist es scheinbar so, dass sich gewisse Geister in Felsmalereien offenbaren, also für die Locals mehr als blosse Zeichnungen sind, nämlich die Geister selber. Diese Figuren hier waren vielleicht 4 oder 5 Meter über Grund am äussersten Rand eines Überhangs zu sehen. Die Guides liessen uns raten, wie sie wohl dahin gekommen sein könnten.

Die Lösung war, dass Mimi-Geister im Stande sind, ein Stück Fels herunterzuholen, zu bemahen und danach wieder an den ursprünglichen Ort zurückzusetzen.

DSC_0311

Oben rechts neben einer kopfüber gezeichneten Schildkröte befindet sich ein Stück Kontaktkunst. So werden die Bilder genannt, die nach dem Kontakt mit den ersten Europäern entstanden sind und diese thematisieren. Der gelbe Mann steckt seine Hände in die Hosentaschen und raucht Pfeiffe.

DSC_0312

Dieses Bild hier zeigt das andere Ende des Spektrums: Kontaktkunst ist die jüngste Art der Felsmalerei, dieses Bild hier ist sehr alt. Es zeigt einen tasmanischen Tiger, ein Tier, das vor spätestens 2000 Jahren in dieser Region von Australien ausgestorben ist. Deshalb kann das Bild mit relativ grosser Sicherheit auf die Zeit davor datiert werden.

Nun haben sich die drei Führer auf den Weg zurück zum Bus gemacht, uns aber noch etwas weiter zu einer anderen Wand mit Felszeichnungen geschickt. Ich habe mir gedacht, dass ihnen wohl das Weglein zu beschwerlich war, habe dann später aber gelesen, dass dies offenbar eine nur Frauen zugängliche Felsgalerie ist. Für Touristen werden die Regeln gelockert, aber die Einheimischen halten sich offenbar daran.

DSC_0314

Es fällt mir gerade schwer, einen nicht zu pathetischen Abschlussatz zu schreiben, und wahrscheinlich wird es mir kaum gelingen.

Der Ubirr ist ein Ort mit einer eigentümlichen Kraft, und sicher hat das auch einen Zusammenhang damit, dass nur die 19 Businsassen dort waren und nicht hunderte von Touristen, wie das wohl der Fall ist, wenn die Strasse geöffnet ist.

Obwohl ich all die Erklärungen der Guides auf keinen Fall missen möchte, hat der Ort etwas an sich, das mich auch ohne deren Worte in den Bann gezogen hat: Die Schönheit und Geschichte und Ehrwürdigkeit der Landschaft gepaart mit einem Gefühl, an einem verbotenen Ort zu sein oder vielleicht besser an einem Ort, an dem wir nur einen ganz kleinen Einblick bekommen in seine grosse, uralte und andauernde, mächtige Bedeutung.

1 Kommentar:

  1. WOW!!
    Ds nächschte mau in Ouschtralie ga ni das o ga aaluege. Gseht ja umhouend us!!
    Dr Maa mit Pfiffe isch chly mi Favorit :)

    AntwortenLöschen