Montag, 30. Januar 2012

Die fünf besten Wohnorte der Welt


Und wisst ihr was? An drei von diesen fünf Orten habe ich quasi schon gelebt. 'Quasi', weil nur sehr temporär. Über's Wochenende oder so. Aber doch, das ist irgendwie lustig, habe ich doch sonst immer das Gefühl, ich sei nicht sehr weit gereist.


Portland, Oregon, USA

Ich war zwei oder drei Wochenenden in Portland, immer dann, wenn ich aus dem Camp geschmissen wurde, für das ich im Osten von Oregon gearbeitet habe. Und das passierte erst gegen Ende meiner drei Monate dort. Diejenigen Camp-Counsellors (so wurden wir genannt), die am Wochenende im Camp blieben (bis dahin eben immer ich, weil ich ja sonst kein Zuhause hatte), hatten viel mehr vom Samstag und Sonntag: Sobald alle Kinder (es war ein Sommerferien-Kinderlager) im Bus verstaut waren, hatte ich frei, während die anderen die Kinder bis nach Portland betreuen und den Eltern übergeben und am Montag früh die neuen Kinder auch wieder in Empfang nehmen und bis zur Hancock Field Station mitnehmen mussten. Mit der Zeit fanden meine Mitarbeiterinnen das also unfair und eröffneten mir eines schönen Freitag Nachmittags, dass ich in einer halben Stunde mit nach Portland fahren müsse. Und nein, eine Unterkunft hätten sie mir nicht mehr organisieren können, weil der Entscheid ja so kurzfristig gefallen sei. Aha.
Ja, wir hatten einige Spät-Teenager-Kämpfe. Ich war ja auch erst 20. Und weil ich so exotisch europäisch war, habe ich den Typen vom Camp abbekommen, auf den alle heimlich oder weniger heimlich standen. Das gab natürlich böses Blut. Sprich: Zickenkrieg. Was für Zeiten!
Ich erinnere mich, dass wir dann zu dritt bei einer Schwester eines Mitarbeiters untergekommen sind. Ich erinnere mich weiter, dass ich auf ihrem Sofa eingeschlafen bin, aufwachte, als sie zur Tür hereinkam (da sah ich sie zum ersten Mal) und mir erst später klar wurde, dass ich eine riesige Sabberspur auf ihrem Sofa hinterlassen hatte. Ich erinnere mich auch, dass wir tolle Flohmärkte besucht haben, dass ich mir einen tibetischen Filzpulli kaufte, den ich Jahre später an der Uni verlieren und nicht mehr wiederfinden sollte, und dass wir durch das CBD gelaufen sind und Bier getrunken haben. Ja, die Mikrobreweries. 
Ich war später noch einmal ein oder zwei Wochenenden dort und mochte Portland gerne, obwohl ich mir  doch immer ein ruhigeres Wochenende in der Wüste gewünscht hätte, die ich liebte und gegen Ende meines Aufenthalts kannte wie meine Hosentasche.



Die Nordküste von Maui, Hawai'i

Etwas hat der Typ vergessen: Die Distanzen sind ziemlich gross, und deshalb dauert es mit 15 km/h eeewig, bis man irgendwo ist. Und die Hippies riechen nicht sehr frisch. Aber sonst: Da lässt es sich leben. Auch wenn es ab vom Schuss ist, oder vielleicht gerade deshalb. Nichts, was so auf der Welt sonst noch läuft, braucht einen hier zu kümmern. Nachdem man morgens die Früchte für's Frühstück aus dem Garten geholt hat (Bananen, Ananas, Mangos...) fährt man gemütlich durch den Regenwald zum Strand, bleibt da den ganzen Tag und kennt nach einer Weile alle dort, vom weisshaarigen und bärtigen Mathelehrer/Aussteiger, der in einem selbstgebauten Hüttchen im Wald haust, über das Pornofilmteam, dem man lieber nicht am Nacktstrand begegnen wäre (aber jetzt ist es zu spät), bis zu den Surfangefressenen und den Walbeobachtern in Kanus. Alle bringen was zu Essen mit, es gibt ein grosses Picknick, und Einer spielt Gitarre (war es wohl der junge Jack Johnson?), während die Andere vor dem Sonnenuntergang ihre Jogaübungen macht.

Übrigens: Ich habe in Haiku gewohnt. Nicht schlecht, oder?



St. Pauli, Hamburg, Deutschland

"Hamburg, meine Perle, du wunderschöne Stadt!"

Technically speaking habe ich hier natürlich auch nicht gewohnt, sondern Jonas. Aber das ist egal. St. Pauli ist super. Warum? Weil man nirgends so gut tanzen gehen kann. Weil es nirgends sonst so abgefahrene Themenparties gibt. Weil ich noch nirgendwo sonst mit einem Obdachlosen mit Hund über deutsche Literatur diskutiert habe. Weil es nirgendwo sonst einen Fussballclub mit einer vor allem aus Punks bestehenden Fangemeinde und kackbraunen Trikots gibt. Entschuldigt meine Ausdrucksweise. Weil da die Heike Kürbissuppe kocht. Weil man in zwei Minuten am Hafen ist und den Schiffen zugucken kann. Weil es im Winter so vereist ist, dass man besser Tee aufsetzt und drinnen bleibt. Weil man den Bogans beim Reeperbahnbesuch zugucken kann. Ok., Bogan ist ein sehr australischer Ausdruck. Bogans=Touristen vom Land? Weil man toll mit dem Fahrrad rumkurven kann. Weil man im Baumarkt einkaufen geht und da plötzlich ein Flash Mob stattfindet, bei dem Künstler reinrennen und Kunstwerke in die Gestelle stellen. Weil... weil... weil...

Und dazu hätte ich eigentlich Bilder. Aber meine eine Bibliothek mit den Bildern von vor der Kangaroo-Island-Reise hat sich grad versteckt. Ja nu. Sorry.

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