Dienstag, 20. September 2011

Mamsell Iversen

Versetzt euch bitte einen kurzen Moment in das rote Zentrum von Australien, das sehr rot ist, sehr heiss, sandig, staubig, weit, karg und wallabybewohnt. Und danach, ein kleiner Sprung auf der Weltkarte, nach Norwegen, irgendwo weit abgelegen, weg vom Meer, mit Bergen, kleinen Dörfern, eine bäuerliche Landschaft, Alphütten, saftig grünen Wiesen, kurzen Sommern und kalten Wintern. Zwei Landschaften, die kaum etwas miteinander zu tun haben, zwei Landschaften, unterschiedlicher geht es nicht. Denkt man.

Als Jonas und ich vor einiger Zeit im roten Zentrum unterwegs waren, hatten wir, wie immer auf Reisen, Bücher dabei. Und die Geschichte, die meines erzählte, spielte eben genau in Norwegen. Zuerst wollte ich es gar nicht mitnehmen, weil es mir so unpassend erschien. Zum Glück habe ich es doch gemacht!

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Dieses Buch ist ein kleines Juwel. Schon die Gestaltung des Buchdeckels ist wunderschön, es ist mit Fug und Recht eines der schönsten Bücher, die ich besitze. Und die Geschichte, die sich darin entspinnt, ist wundersam, knorrig, humorvoll, genau so wie die Figuren, die Bewohner eines kleinen, abgelegenen Dorfes in Norwegen. Und so knorrig die Figuren, so "wahr wie gesprochen" ist der herzerfrischende Schreibstil, der mir mehr als einmal ein Schmunzeln entlockt hat.

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Jonas hat das Buch nach mir auch gelesen, und er konnte überhaupt nicht mehr aufhören, bis er bei der letzten Seite angelangt war. Er ist ein Schnellleser und hat es, glaube ich mich zu erinnern, in zwei oder sogar nur einem Tag gelesen. Das macht er nur, wenn er auch wirklich will. Es ist also auch etwas für Männer. Es geht, kurz gesagt, um einen Mord, der das ganze Dorf wild rätseln und Vermutungen anstellen lässt. Die Handlung nimmt dabei immer wieder unerwartete Wendungen und zeigt das eng gestrickte Dorfgefüge, in dem jeder jeden beobachtet und die seltsamsten Figuren und Figurenkonstellationen auftauchen.

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Dieses Knorrige, das Abgelegene, das Weltvergessene, das hat sehr gut zu unserer Reise ins Rote Zentrum gepasst. Obwohl die Landschaften, die Leute, die poetischen Sprachen so unterschiedlich sind wie nur irgend möglich, haben eine grosse Gemeinsamkeit: Ihre Urtümlichkeit. Und das Orange der Multebeeren kommt dem Rot des Uluru sehr nahe. Es war eine perfekte Ferienlektüre.

Ich habe die Mamsell Iversen im April bei meinem Aufenthalt in der Schweiz geschenkt bekommen, und zwar von der Lektorin des Werks, Katharina Kienholz. Vielen Dank Katharina für dieses, und viele andere, schöne Bücher, die ich durch dich kennengelernt habe.

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