Freitag, 21. Januar 2011

Familienferien

Ich geniesse richtige Familienferien auf dem Takaka Hill. Und ich habe dabei realisiert, wie selten ich mit Kindern zusammen bin. Klar, das wird sich ändern, wenn ich ab Februar 3. und 4.-Klässler unterrichte.

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Livia und Mira am Little Kaiteriteri Beach



Peschi und die Kinder habe ich in der Schweiz vielleicht zwei- oder dreimal pro Jahr an Familienanlässen angetroffen. So selten, dass die Kinder mich jeweils fast nicht mehr erkannt haben. Und erst letzen Sommer sind Jonas und ich zufälligerweise am Hof von Isa vorbeigefahren auf einer Biketour, haben Halt gemacht und waren zum ersten Mal zu Besuch.

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Aussicht von der Strasse über den Takaka Hill über die Tasman Bay Richtung Osten

Wir waren als Kinder immer fasziniert von Peschi: Er ist der jüngste Bruder meiner Mutter und war wohl auch der Wildeste. Jedenfalls sind wir den Erwachsenen an den Lippen gehängt, wenn sie von seinen, in unseren Augen, Heldentaten erzählt haben, oft mit Kopfschütteln ihrerseits.

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Marvin, Mira, Livia und Pino auf dem Trampolin in Marahau

Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen hängt mit so einem Abenteuer von Peschi zusammen: An der Hand von Mutti gehe ich durch einen langen, düsteren Gang in der Insel, dem grossen Spital in Bern. Der Gang macht eine Kurve, wir erklimmen eine Stufe und öffnen links eine Türe. Im abgedunkelten Zimmer liegt ein fremder Mann in einem Bett. Er hat grosse, runde Narben auf den Unterarmen. Der fremde Mann ist Peschi. Er war so lange weg und sah im Spitalbett so anders aus, dass ich ihn als Kind nicht erkannt habe. Im Februar 1984 kam er von seiner ersten Amazonasexpedition zurück. Er hatte Malaria und wurde deshalb in der Insel behandelt.

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Häisi und Marvin in der Küche auf dem Hill

Wir hören später viele Geschichten von Peschi aus dem Amazonas. Wie sie Affen schiessen für's Abendessen. Wie sie das Boot über unzählige Baumstämme hieven müssen. Wie sie Tapire am Fluss beobachten. Wie sie, bei der Quelle des Mapaoni angelangt, ein Kanu sehen, der Beweis, dass ein Pfad nach Französisch Guayana existiert. Wie sie zu krank und schwach sind, um diesem Pfad zu folgen. Wie sie den Fluss wieder hinunter paddeln sind und im Goldgräbercamp ankommen . Wie sie von dort schliesslich ausgeflogen werden.
Wenn wir ins Bett geschickt werden, schleichen wir wieder zurück zu den Erwachsenen, um nichts zu verpassen.

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Aussicht direkt vom Haus aus über die Tasman Bay

Peschi ist später noch einmal im Amazonas unterwegs und erlebt auch sonst allerhand im Leben, was wir Kinder gierig einsaugen.

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Willow, das handzahme Rind

Heute ist Peschi wohl etwas ruhiger geworden (oder, Peschi?), er hat nun drei kleine Kinder, und hat sich zum 50. Geburtstag diese Reise nach Neuseeland geschenkt. Er erlebt nun mit den Kindern auch das eine oder andere Abenteuer, insofern ist er sich treu geblieben.

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Häisi am Strand

Häisi ist mein Götti. Und obwohl ich ihn als Kind nur bei seinen wenigen Besuchen in der Schweiz gesehen habe, war ich immer ganz stolz, einen Götti in Neuseeland zu haben. Die wenigen Erlebnisse, die ich mit ihm hatte, haben sich mir umso mehr eingeprägt: Die Wanderung auf's Guggershörndli und wie wir dabei Frühlingsblumen auf den Matten benannt haben. Die Jazzmatinée im Kornhauskeller als ich etwa elf Jahre alt war. Zum ersten Mal habe ich live Jazz gehört, aber am meisten war ich beeindruckt von der riesigen Kellerwölbung.

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Häisi und Mira beim Sand abwaschen

Die Geschenke, die ich aus Neuseeland bekommen habe: ein selbst gemachtes Schmuckkästchen aus Holz, ein Fischzahnanhänger, Lanolin-Hautcrème, ein Anhänger mit Schmuckstein, der wie ein Kiwi geformt ist.
Immer wieder sind Familienmitglieder von mir nach Neuseeland gereist, haben Fotos gezeigt, von ihren Erlebnissen erzählt, haben auf dem Hill gewohnt, mitgearbeitet, sind gereist und gewandert. Für mich hat sich ein Besuch nie ergeben, die wenigen Wochen Semesterferien im Winter schienen mir zu kurz für eine solch lange Reise und ich habe mich vielleicht lange auch nicht getraut. Immerhin war mir Häisi, obwohl mein Götti, ziemlich fremd, sah ich ihn doch oft jahrelang nie.

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Das Haus auf dem Hill

Aus all den Erzählungen habe ich mir ein mehr als lückenhaftes Bild zusammengesetzt, und es ist spannend, nun selber hier zu sein, alle ein bisschen besser kennen zu lernen, mit Häisi, Verena und Peschi 'z'brichte', Livia und Marvin zuzuhören, wenn sie von der Schule erzählen, die neue Schuluniform vorführen, von Biketouren berichten und uns auf der Farm das Eine oder Andere zeigen.

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Verena mit dem Farmbike und Marvin, Livia, Peschi, Mira und Pino im Anhänger

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