Donnerstag, 16. Dezember 2010

CSIRO - Weihnachtsessen

Jonas' Institut in Aspendale hat eine Weihnachtsfeier abgehalten. Ironischerweise hat diese am seit langem kältesten Tag stattgefunden, ich konnte meine Jacke auf dem Heimweg gut gebrauchen. Ich habe mich am späten Freitag Nachmittag mit dem Zug auf den Weg gemacht und habe die ersten paar Seiten von Eat, Pray, Love gelesen, das Buch, das mir Karin geschickt hat und das zum grossen, grossen Glück etwas weniger mit Heimweh zu tun hat als das Buch, das ich vorher gelesen habe!

(Trotzdem sehr zu empfehlen: The thousand autumns of Jacob de Zoet von David Mitchell, der auch den Wolkenatlas geschrieben hat. Wunderbar erzählt, bis ins Detail recherchiert und ein spannender Einblick in eine eher unbekannte Episode der kolonialen Vergangenheit von Europa. Pa, das würde dir gefallen. Es ist noch nicht auf Deutsch erhältlich, aber das ist nur eine Frage der Zeit.)
Anyway, ich lese also und lasse mich vom Zug Richtung Süden schaukeln und stelle mir vor, dass es wirklich kalt ist und winterlich und dass die Weihnachtsdekorationen überall doch wirklich gut passen. Jonas holt mich ab und wir kommen am Ort des Geschehens an: Ein Golfclub, mit Blick auf den Golfplatz, der palmen- und eukalyptusbestanden ist und uns eine wunderbare Gewitter- und Sonnenuntergangsstimmung beschert. Ich kenne mittlerweile viele der jüngeren Arbeitskollegen und -kolleginnen und deren Partner. Es fühlt sich schon fast an wie ein Freundeskreis.

Zuerst stellen sich alle an die Bar und betrinken sich ein bisschen, dann geht es weiter an die grossen, runden Tische, die festlich geschmückt sind. Traditionellerweise liegen auf den Weihnachtstischen Bonbons, im Wesentlichen schön verpackte Kartonrollen, die silly hats und ein Rätsel enthalten. Um sie zu öffnen, müssen zwei Personen ruckartig in die entgegengesetzte Richtung ziehen, und wenn man das richtig macht, knallt es ein bisschen. Die silly hats sind in unserem Fall farbige Seidenpapier-Kronen, die wir dann den ganzen Abend stolz tragen.

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Auch das Essen ist eine Mischung aus australischer und englischer Weihnachtstradition: Zur Vorspeise gibt es Sushi und zwei verschiedene Scampi, einmal in Bierteig gebacken und einmal in Kräutermarinade. Zur Hauptspeise wird eine Scheibe Truthahn und eine Scheibe heisse Hamme serviert.

Nun, das muss hier gesagt sein: Die Störechuchi, das Catering der Worbletaler Burefroue, könnte hier ein Vermögen verdienen. Also Mutti, wenn du was hörst, dass die Störechuchi expandieren will, ich helfe gerne mit, in Melbourne ein Standbein aufzubauen.

Zum Dessert habe ich Glück und kriege einen sticky date pudding: süss, süss, süss aber super lecker und caramellig. Ich werde einen selber machen und später raportieren, wie er rausgekommen ist. Das wäre ein Dessert, um für Weihnachten im Hinterkopf zu behalten. Puddings sind eigentlich kleine Küchlein, die aber nicht gebacken, sondern gedämpft werden, und so viel feuchter bleiben. Der sticky date pudding wird zusätzlich mit Caramellsauce übergossen und lauwarm serviert, zusammen mit einer Kugel Vanilleeis.

Jonas kriegt einen etwas weiter verbreiteten christmas pudding, der eine Menge kandierte Früchte enthält. Nun, kandierte Früchte, yuck, pfui Teufel! Ihr werdet das von mir nicht oft lesen. Aber kandierte Früchte, da bekomme ich schon Angstschweiss, wenn ich nur daran denke!

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Der Abend schreitet voran, der Samichlaus vergibt lustige Awards, zum Beispiel einen für den besten Siegesschrei beim Tischtennis spielen. Rechts hinten stehen die Tanzlehrer für die Salsa-Tanzeinlage bereit. Es werden Lösli gezogen und toll verpackte Geschenke vergeben. Ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass so richtig glitterige und und kitschige und goldige und lamettabehangene Geschenke hier ganz normal sind.

Aber zum Glück macht der Moderator doch noch einige Bemerkungen dazu, die durchscheinen lassen, dass die Geschenke etwas over-the-top sind. Gleichzeitig gewinnt der Moderator selber das grösste Geschenk, das er mit den Worten angekündigt hat: People, whoever get this must not think of a gift for the in-laws anymore! Die in-laws sind die Schwiegereltern, und in seinem Fall sind es die indonesischen Eltern der reizenden Dame ganz rechts im Bild. Ob da wohl alles mit rechten Dingen zugegangen ist?

Nach der Salsa-Session, in der Jonas der heimliche Salsa-Star war, stehen wir noch etwas an der Bar herum und machen uns später auf den Heimweg. Mit dem letzten Zug. Und wie immer, wenn dann noch weiterfotografiert wird, wenn alle schon ein bisschen schlafen, hat dieses Weihnachtsessen ein amüsantes Nachspiel mit Fotos, die plötzlich in e-mails auftauchen und von denen man (=ich) eigentlich nicht mehr wusste, das sie geschossen wurden oder existieren.

Hübsch, nicht?

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Den Fotografen, Thomas, bewirten wir heute Abend, zusammen mit Alena und seiner Mutter, die aus Deutschland hier zu Besuch ist. Ich überlege gerade, welche Innereien ich für ihn kochen könnte.

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