Freitag, 14. Januar 2011

Grampians VI: Mit Agathe durch den Park

Eigentlich wollten wir ja zurück nach Melbourne. Wir hatten Tickets für den Cricketmatch. Es gelang uns nicht, in Halls Gap herauszufinden, wie der Stand nach 3 Spieltagen aussah. Also fuhren wir in den nächsten grösseren Ort (Stawell) und verschanzten uns dort im lokalen Pub. Es wurde klar, dass die Australier bisher so grottenschlecht gespielt hatten, dass der Match schon beinahe vorbei war und sie nur noch sehr kurz spielen würden am nächsten Tag. Das war es uns nicht wert, wir entschlossen uns, zu bleiben.

Dafür wurden wir sofort von einem Pubbesucher angequatscht, der offensichtlich froh war, dass sich einmal im Jahr ein fremdes Gesicht (oder zwei) zeigt. Er war so erleichtert, dass er uns seine ganze Lebensgeschichte plus Reisetipps für ganz Australien plus seine in langen Jahren angehäuften Beschwerden über das Leben und die Leute in Stawell mit auf den Weg gab.

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Für solch lange Tageswanderungen, wie wir sie auf den Mt Rosea gemacht hatten, war es nun aber definitiv zu heiss. Deshalb schlossen wir uns den Australiern an und fuhren zur Abwechslung etwas durch den Park, auch weil wir eine etwas kürzere Wanderung auf der anderen Seite des Massivs ins Auge gefasst hatten.
Zwischendurch hielten wir immer wieder an und spazierten zu den Aussichtspunkten. Im Bild oben sind die berühmten Balconies zu sehen und in der Bildmitte am Horizont der Mt Rosea.

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Die Hochflächen sind eindrückliche Urlandschaften. Sie wurden vom Herbst bis in den Frühsommer von Aboriginalstämmen durchstreift und bewohnt.

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Das Wartook Reservoir ist der grösste Stausee im Gebiet und bewässert eine riesige Fläche westlich und nördlich der Grampians.

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Leider, leider darf man in ihm nicht baden. An diesem Tag, an dem das Thermometer gefährlich gegen 40°C ging, hätte ich die Verbotstafeln fast übersehen.

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Etwas Abkühlung gab es dann doch noch am McKenzie-Wasserfall etwas unterhalb des Sees. Auch hier war baden eigentlich verboten. Die Parkverantwortlichen hatten sogar, psychologisch geschickt, eine Tafel installiert, die die Herkunft des Namens der Aboriginals für den Wasserfall erklärt: Grosser brauner Fisch der auf dem Wasser schwimmt (oder so ähnlich). Die Erklärung war eindrücklich illustriert mit einem ecklig aussehenden, aalähnlichen Tier mit Flossen, das sich den Wasserfall hinunterschlängelt.

Da ich aber ungefähr die Einzige war, die diese Tafel überhaupt las, muss ich deren Wirkung bezweifeln. Niemand nahm jedenfalls an diesem heissen Tag das Verbot ernst.

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Unser Ziel war ein Berg weiter nördlich, so dass wir den Park verliessen und durch die Wimmera-Ebene nach Norden fuhren. Die Wimmera-Ebene, die sich westlich und nördlich an die Grampians anschliesst, ist für uns der erste Kontakt mit australischem Schaf- und Getreideland. Wir können uns die Pioniere richtiggehend vorstellen, die mit Planwagen hier angekommen sind und sich einen Hof aufgebaut haben.

Ab und zu passieren wir ein Ortsschild, und wenn das Schild nicht da stehen würde, hätten wir nie bemerkt, dass wir gerade durch eine Ortschaft fahren. Nur eine Schule und ein Tennisplatz sehen wir an der Strasse. Alle Wohngebäude sind wohl in der weiten Landschaft verstreut. Trotzdem, die Wimmera-Plain ist nicht so abgelegen, wie sie wirkt: In drei Stunden sind die Menschen in der Millionenstadt Melbourne. Es gibt also noch viel abgelegenere Plätzchen in Australien. Aber es hat sich zumindest schon etwas abgelegen angefühlt für uns.

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Nach einer Weile biegen wir wieder in den Nationalpark ein, legen uns auf einem Campingplatz unter einen Baum, bewegen uns nicht und warten, bis die Temperaturen etwas sinken und wir zu unserer Abendwanderung auf den Mt Stapylton starten können.

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