Freitag, 22. Juli 2011
Rund um den Uluru
Natürlich wollten wir auch den Sonnenaufgang nicht verpassen.
Und wiederum waren wir nicht ganz die einzigen. Wir sind zuerst zum gleichen Parkplatz gefahren, bei den wir den Sonnenuntergang gesehen hatten, aber da war niemand. Das kam uns sehr verdächtig vor. Also sprangen wir schnell wieder ins Auto und fuhren zum Parkplatz auf der anderen Seite des Rocks, und waren fast ein bisschen erleichtert, hier die anderen 1835 Reisenden zu sehen, die sich mit ihren Kameras für den grossen Augenblick bereit machten. Ihr dürft mich gerne an diese Begebenheit erinnern, falls ich mal wieder über Touristenmassen jammere.
Es hatte so viele Leute, dass wir erst nur einen Platz hinter einer Desert Oak oder Wüstenkasuarine ergattern konnten.
Aber da die Leute alle so nervös waren und ständig die Plätze wechselten, um einen noch besseren Blick zu bekommen, haben wir es schliesslich auch zu einen baumfreien Ausguck geschafft.
Die Kata Tjuta von den ersten Sonnenstrahlen geküsst.
Und nun auch wir.
Jonas hat vor allem Hunger, und nein, das ist kein Haarbüschel, das durch seine Mütze sticht, das ist eine junge Wüstenkasuarine.
Danach haben wir uns auf die Socken gemacht für die Umrundung. So früh am Morgen, fast ohne andere Leute (es sind ja auch 10 km) und plötzlich so nahe an diesem massiven Felsen dran war die Stimmung ganz andächtig.
Der Uluru besteht aus Sandstein. Überall auf dem Weg sieht man die wildesten Verwitterungsformen.
Hier hat die Rekultivierung (Revegetation) ganz gut geklappt.
Dieses Bild sieht eigentlich ganz idyllisch aus. Aber es hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Werft einmal einen Blick auf den Horizont.
Das ist die Aufstiegsroute zum Gipfel.
Dazu muss man wissen: Das Land, auf dem sich der Uluru und die Kata Tjuta befinden, gehört seit der Landreform in den 90er Jahren wieder den ursprünglichen Aboriginalgesellschaften, die in diesem Gebiet leben. Es sind die Anangu. Diese haben daraufhin einen Teil des Landes an den Staat vermietet, damit der Nationalpark erstellt werden konnte. Die Anangu klettern nicht auf den Uluru hinauf, und sie bitten auf dieser Tafel im Vordergrund die Besucher, dies zu respektieren und auch nicht zu klettern. Trotzdem ist der Weg auf den Gipfel mit Geländern und Seilen ausgestattet und die Besteigung ist nicht offiziell verboten, weil die Tourismusorganisationen so viel Druck gemacht haben, dass ein Verbot bisher nicht durchgesetzt werden konnte.
Offensichtlich reisen sehr viele Leute mit dem Hauptziel an, den Uluru zu besteigen.
Als ich zusätzlich erfahren habe, dass Wasseruntersuchungen in den Wasserlöchern um den Uluru einen sehr hohe Konzentration an Schadstoffen ergeben haben, dass diese Schadstoffe daher rühren, dass es auf dem Gipfel keine Toiletten gibt und deshalb die Leute ihr Geschäft wild verrichten und dass eine nur noch hier mit wenigen Tieren präsente Fischart dadurch stark bedroht ist, hat mich das sehr nachdenklich gemacht.
Jonas und ich haben keine Führungen genommen und uns auch nicht speziell auf diese Reise vorbereitet, aber wir haben ein bisschen Augen und Ohren offen gehalten und uns unterhalten über das, was wir angetroffen haben. Vieles haben wir nur ganz oberflächlich gestreift, und die Gegend hat eine so grosse kulturelle Bedeutung, dass ich mir gewünscht hätte, wir hätten länger bleiben und die eine oder andere Führung nehmen können, um ein bisschen besser zu verstehen.
Es war für mich manchmal schwer auszuhalten, die hier aufeinanderprallenden Kulturen und Weltanschauungen zu sehen, zum Beispiel bei den Wasserlöchern: Da steht auf Tafeln, welche Bedeutung diese Löcher für die Anangu und für die in der Gegend lebenden Tiere haben, dass hier Zeremonien durchgeführt wurden und werden, weil es der einzige Ort ist, der in den trockensten Monaten noch Wasser führt. Fünf Minuten davor haben wir den grossen Wassercontainer auf den Parkplatz gekreuzt, von denen es nun viele gibt an touristischen Orten in der Wüste. Und mit den ganzen Touristenmassen, die sich um den Wassercontainer vergnügt haben und zu denen wir ja auch gehören, kann man sich einen Zeremonie hier kaum mehr vorstellen. Welche Bedeutung soll ausserdem ein verseuchtes Wasserloch noch haben, wenn es Wasserleitungen und Container gibt.
Ich hatte das Gefühl, dass wir gerade vor den letzten Überresten einer sterbenden Kultur stehen. Und ich will damit in keiner Weise sagen, dass ich eine gute Lösung bereit hätte, geschweige denn, dass es eine solche gibt. Aber vielleicht hätte uns eine individuelle Führung aufzeigen können, wie die Anangu ihre Kultur in eine nun so ganz anderen Welt integrieren und weiterleben können.
Bei den Felszeichnungen haben wir uns heimlich in eine geführte Gruppe geschlichen und etwas mitgehört. Das hier war wohl so etwas wie eine Schule oder ein Bilderbuch, mit dem Kindern gezeigt wurde, was es so alles gibt in der Wüste.
Und diese Gegend am Fuss des Uluru ist ein Beispiel für die Entstehungsgeschichten, die sich die Anangu erzählen: Ein Krieger findet am Fuss des Uluru ein erlegtes Emu, und obwohl er weiss, dass die Jäger nicht weit sein können, packt er es und brät es über einem Feuer. Die Jäger kommen dazu und fragen, ob er das Emu gesehen hätte, er aber versteckt es schnell hinter seinem Rücken und tut, als wüsste er von nichts. Aber die Jäger sind nicht überzeugt und jagen ihn um den Uluru. Auf der Flucht verliert er Teile des gebratenen Emus, und diese liegen nun als grosse Steinblöcke am Fuss des Felsens.
Bei den Wasserlöchern war es still wie in Kathedralen.
Und kühl. Man kann sich gut vorstellen, dass sie in den heissen Monaten einen sehr willkommenen Zufluchtsort darstellen.
Die Umrundung war geschafft und wir gingen zurück zum Auto.
Ah, Moment, das hier.
Das ist unser Abschiedsbild. Auf Fotos kommt die schiere Grösse viel weniger zum Ausdruck, als wenn man wirklich da steht.
Vielleicht illustriert dieses Bild hier die Grössenverhältnisse noch einmal. Wir, ca. 70 km von den Kata Tjuta entfernt.
Ja, stimmt, wir haben vom Mt Conner ja auch noch ein Schönwetterbild gemacht. Sogar im Abendrot.
Eingestellt von
Helen
um
11:34
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